Bericht des Fachbereiches Religion für das Schuljahr 2009/2010
Die Kirchen, die katholische aber auch die evangelische, sind ins Gerede gekommen. Man schaut hin auf die moralischen Verfehlungen derer, die besonders hoch den moralischen Zeigefinger gehoben haben. Um so intensiver werden sie nun daran gemessen. Ob sexuelle Verfehlungen, Gewaltexzesse, oder finanzielle Ungereimtheiten, solange Kleriker mit der besonderen Würde der Weihe sich innerhalb der Kirche qualitativ vom übrigen Volk Gottes absetzen, müssen sie sich schon eine besondere Bewertung bei Verfehlungen gefallen lassen. Solange aber auch die Institution Kirche eher rückwärtsgewandt, sich allen Neuerungen ängstlich verschließt, nach wie vor den Geist des Absolutismus pflegt, ihre Struktur und ihr Personenkult „höfisch" anmuten, nicht vorwärtsgewandt, die Zeichen der Zeit sucht, und sich nach bester biblischer Tradition „auf dem Weg" begibt, ist die Gefahr groß, dass viele Christen an ihrer Kirche „irre werden", Die vermehrten Kirchenaustritte sind ja nicht die unmittelbare Folge der medienwirksamen Veröffentlichung und Anklage der o.g. Verfehlungen, sie sind eher Folge einer über Jahrzehnte verfehlten kirchlichen Entwicklung, deren gesellschaftliche Abgehobenheit und Hybris die Menschen nach und nach in ein passives Karteikarten – Christentum abwandern ließ: Warum noch bleiben in einer Kirche von der ich mich emotional schon längst verabschiedet habe? Warum ein System das mich immer wieder durch weltfremde Aussagen irritiert und seinen angestammten, verbrieften politischen Einfluss starrsinnig verficht auch noch finanziell stützen und stabilisieren?